Großbritannien ist der fünftwichtigste deutsche Absatzmarkt. Durch den Austritt des Landes aus der Europäischen Union erlitten die deutschen Exporteuren spürbare Einbußen im Handel mit dem Vereinigten Königreich.
Deutsche Exporte nach Großbritannien
(Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
Quelle: Statistisches Bundesamt
Deutsche Exporte gehen zu Jahresbeginn deutlich zurück
Die deutschen Exporte nach Großbritannien sanken im Januar 2021 um 29,0%. Damit verschärft sich die Absatzkrise nach dem Coronajahr. Im Jahr 2000 gingen die Exporte um 15,5% zurück. Vor allem der Absatz von Kraftfahrzeugen spürte die schwache Nachfrage. Bei einem Lieferanteil von 23,1% sanken die Exporte 2020 um 29,1%. Der Maschinenbau verzeichnete bei einem Anteil von 14,8% ebenfalls einen überdurchschnittlichen Rückgang von 17,6%.
Noch heftiger war der Rückgang der deutschen Importe aus Großbritannien. Sie sanken im Januar 2021 um 56,2% gegenüber Januar 2020. Für die das Jahr 2020 wurde lediglich ein Minus von 9,6% ermittelt. Auch hier waren Kraftfahrzeuge und Maschinen mit 10,6% bzw. 11,6% die bedeutendsten Warengruppen. Der Rückgang der Importe betrug 18,1% bzw. 19,6%.
Britische Wirtschaft steht vor Umbruch
Großbritannien muss sich in der Übergangszeit nach dem Brexit neu aufstellen: Die Handelsbeziehungen zur EU dürften 2021 leiden, da das Handels- und Kooperationsabkommen nur die Zölle für Waren mit Ursprungsnachweis aus der EU auf Null reduziert. Gerade in Branchen mit hoher Wertschöpfung aus Ländern außerhalb der EU fallen daher Zölle an. Zudem steigt der bürokratische Aufwand für Lieferungen in das Vereinigte Königreich.
Unterdessen geht die Wirtschaftsleistung stark zurück. Für das Jahr 2020 meldete das staatliche Statistikamt einen Rückgang des realen BIP um 9,9%. Die britische Wirtschaftsleistung hatte sich in den Jahren nach der Brexit-Entscheidung relativ robust entwickelt. 2018 erhöhte sie sich um 1,3%, 2019 folgte ein Plus von 1,4%. In den kommenden Jahren wird die britische Wirtschaft nach Einschätzung der OECD um gut 4% wachsen.
Handelsabkommen erleichtert Übergang
Das Vereinigte Königreich und die EU einigten sich am 24.12.2020 auf eine umfassende Vereinbarung, die auch den Handel der beiden Zollgebiete regelt. Das „Handels- und Kooperationsabkommen“ enthält ein Freihandelsabkommen mit „Nullzollsätzen und Nullkontingenten für Waren, die den entsprechenden Ursprungsregeln genügen“. Das Abkommen tritt am 1.1.2021 vorläufig in Kraft und muss von den beteiligten Ländern noch ratifiziert werden.
Auch wenn Großbritannien den Brexit wirtschaftlich wohl verkraften wird, sind die Kosten der bevorstehenden Abkoppelung aus dem Binnenmarkt bereits erkennbar: Sowohl die Finanzbranche, als auch die Industrie verliert international zunächst an Bedeutung. Denn ausländische Unternehmen wollen zumeist den ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt behalten und verlassen im Zweifel das Vereinigte Königreich in Richtung EU. Und die britischen Unternehmen profitieren nach dem Austritt nicht mehr von den Handelsabkommen der EU mit Drittländern, solange die britische Regierung keine eigenen Abkommen schließt.