Die Coronakrise traf die Türkei in einer Erholungsphase und setzte das Land wirtschaftlich erneut unter Druck. Mit kräftigen Zinsanhebungen stemmte sich die Zentralbank gegen Inflation und Währungsverfall – bis zur abermaligen Auswechslung des Zentralbankchefs.

Deutsche Exporte in die Türkei

(Veränderung gegenüber Vorjahr in %)

Quelle: Statistisches Bundesamt

Deutsche Exporte geben nach

Nach vielen Monaten mit zweistelligen Zuwächsen gingen die deutschen Exporte von April bis Juli 2020 stark zurück. Außer den Einschränkungen zur Bekämpfung des Coronavirus trug die Abwertung der Türkischen Lira gegenüber dem Euro dazu bei. Im August setzte dann wieder eine kräftige Erholung ein. Im Jahr 2020 stiegen die deutschen Exporte gegen den allgemeinen Trend um 8,8%. Für Januar 2021 weist die deutsche Statistik allerdings einen deutlichen Rückgang um 9,4% gegenüber dem Vorjahr aus.

Der deutsche Marktanteil in der Türkei lag im Dezember 2020 bei 10,7%. Deutschland war damit hinter China zweitwichtigstes Lieferland, gefolgt von Russland. Im Gesamtjahr 2020 erreichte Deutschland bei gleicher Rangfolge einen Anteil von 9,9%.

Die deutschen Importe aus der Türkei lagen 2020 um 3,5% unter dem Vorjahreswert. Im Januar 2021 sanken die deutschen Importe um 5,6% gegenüber dem Vorjahr.

Wirtschaftsleistung erholt sich

Die Türkei schließt das Coronajahr 2020 mit einem realen Wirtschaftswachstum von 1,8% ab.  Nach einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 9,9% im zweiten Quartal wies das Statistikamt für das dritte Quartal eine kräftige Erholung mit einem Zuwachs um 6,7% zum Vorjahr aus. Im vierten Quartal betrug das Plus 5,9%. Mit diesem Schwung geht die türkische Wirtschaft in das Jahr 2021. Die Weltbank rechnet mit einem Wachstum von 4,0%.

Beachtlich waren 2020 die kräftige Zunahme des privaten Konsums (+2,9%) und der Investitionen (+6,5%). Dagegen stand auf der außenwirtschaftlichen Seite der Nachfrage ein Minus von 15,4% bei den Exporten, während die Importe um 7,4% stiegen. Auf der Entstehungsseite der Wirtschaftsleistung überrascht der Rückgang der Bauleistung um 3,5% und der starke Anstieg der Dienstleistungen für Information und Kommunikation um 13,6% und der Finanzdienstleistungen um 21,4%. Die Industrieleistung nahm wie das reale BIP um 1,8% zu.

Erneute Währungsschwäche

Die türkische Währung musste im Jahr 2020 kräftige Kursverluste hinnehmen. Sie notierte am 29.12. mit 7,40 TLR/USD fast ein Viertel schwächer als zu Jahresbeginn. Gegenüber dem Euro betrug die Abwertung sogar 39%. Allerdings führte die kräftige Zinsanhebung der Zentralbank im November zu einer Erholung. Denn zwischenzeitlich hatte die Abwertung gegenüber dem Euro 57% betragen.

Nach einer weiteren Zinsanhebung um 2 Prozentpunkte am 18. März 2021 beträgt der Leitzins 19% p.a. bei einer Inflationsrate von 15,6%. Die Lira wertete daraufhin auf und notierte bei 7,32 TLR/USD bzw. 8,73 TLR/EUR. Doch auf diesen Zinsschritt reagierte Präsident Erdogan mit der Absetzung des Zentralbankchefs Naci Agbal. Die Türkische Lira wertete daraufhin deutlich ab auf 8,06 TLR/USD bzw. 9,58 TLR/EUR.